Weine von Chile ins Siegerland - Besoainweine

Weine von Chile ins Siegerland - Besoainweine

In der Siegener Zeitung erschien am 4.Januar 2023 unter dem Titel "Von Chile ins Siegerland: Darum zog es Familie Besoaín in die Heimat" dieser sehr schöne Artikel über die Geschichte hinter unserem Rückzug nach Deutschland während der Corona-Zeit. 

Unter diesem Link kann der Artikel aufgerufen werden: 

https://www.siegener-zeitung.de/lokales/siegerland/netphen/von-chile-zurueck-ins-siegerland-das-waren-die-gruende-fuer-familie-besoain-BYF3TA7XOVHGZGGFNDILZKA4VM.html

 

Weinhandel zwischen den Kontinenten

Von Chile ins Siegerland: Darum zog es Familie Besoaín zurück in die Heimat

 

2009 wanderten Alexandra und Miguel Besoaín nach Chile aus, um dort den Traum vom eigenen Weinberg zu verwirklichen. Während des chilenischen Corona-Lockdowns entschied sich die mittlerweile vierköpfige Familie für eine längere Auszeit in Deutschland. Nun stellt sich die Frage: bleiben oder wieder gehen?

 

Julia Wildemann

04.01.2023, 18:30 Uhr

 

Netphen. „Ein kleiner Weinberg in Chile - Miguel und Alexandra Besoaín wagen mit ihrer Tochter den Sprung nach Südamerika“ las man am 20. August 2009 in der Siegener Zeitung. Voller Vorfreude und hoch motiviert berichtete das Paar nur wenige Tage vor der Abreise von seinen Plänen.

„Wir gehen mit voller Kraft und Courage für unsere Idee nach Chile, auch wenn wir damit rechnen, dass die nächsten Jahre hart werden. Wir springen einfach ins kalte Wasser“, verriet Alexandra Besoaín im Gespräch. Ob sich der Sprung gelohnt hat?

 

Traum vom eigenen Weinberg

„Ja, auf jeden Fall. Sehr sogar“, zieht die Deutsch-Neuseeländerin mit Wurzeln in Netphen Bilanz. Auf 35 Hektar erfüllten sich die Besoaíns im Heimatland von Miguel nicht nur ihren Traum vom eigenen Weinberg, sondern fanden mehr als 12.000 Kilometer von Deutschland entfernt auch eine neue Heimat.

 

Wir haben in vielen Bereichen Pionierarbeit geleistet und Dinge anders gemacht, als sie vor Ort üblich waren.

Alexandra Besoaín

 

„In den ersten Jahren haben wir unzählige wunderschöne Momente erlebt. Die Anfänge waren gleichzeitig aber auch wirklich anstrengend“, so die 45-Jährige. „Wir haben in vielen Bereichen Pionierarbeit geleistet und Dinge anders gemacht, als sie vor Ort üblich waren. Das hat uns vor große Herausforderungen gestellt, die wir aber als Familie gemeistert haben.“

In Eigenregie baute das Paar ein Landhaus aus Holz - ein Hauch Skandinavien im chilenischen Maipotal am Südrand der Hauptstadt Santiago. In den folgenden Jahren entstanden mit Besoain Estate, Lafken und Los Morros drei unterschiedliche Weinlinien. Miguel Besoaín studierte Önologie an der Universität von Burgund und arbeitete im Anschluss in französischen sowie deutschen Weinregionen.

Auf 35 Hektar baut Miguel Besoaín am Südrand der chilenischen Hauptstadt Santiago Wein an.

Während sich ihr Ehemann auf den Weinanbau fokussierte, arbeitete Alexandra einige Jahre als Deutschlehrerin für die Universität Heidelberg in Santiago und das Goetheinstitut, bevor sie sich als Sprachcoach selbständig machte. Bei Fragen rund um Wein kann aber auch die 45-Jährige mit fundiertem Wissen punkten.

„Über fehlende Sonne können wir uns in Chile wirklich nicht beschweren. Eher im Gegenteil“, weiß Besoaín. „Die Trauben müssen vor der Dauerbestrahlung geschützt werden, damit die Wein langsamer reifen kann und nicht zu hochprozentig wird.“ Die chilenischen Weine seien generell sehr gehaltvoll. „14 Prozent sind Standard.“

Exportschlager der Besoaíns ist ihr Rotwein, der nach Brasilien, in die USA oder nach Japan verschifft wird. In die ein oder andere Flasche wandert aber auch weißer Rebensaft. „Das Steckenpferd meines Mannes ist Riesling. Damit hat er sich in Chile einen Namen gemacht. Er gilt als der Riesling-König“, erklärt die zweifache Mutter schmunzelnd.

 

Fast auf den Tag genau elf Jahre nach Erscheinen des SZ-Artikels landete die Familie wieder auf deutschem Boden. „Seit März 2020 befand sich Chile im Lockdown, die Pandemie hatte das Land fest im Griff“, erinnert sich die 45-Jährige. „Wir durften das Haus kaum verlassen. Die Situation war eine nervliche Zerreißprobe.“

Mehrfach hatte die Familie in der Vergangenheit über eine längere Auszeit in Deutschland nachgedacht und nutzte die Gelegenheit. „Der Zeitpunkt passte einfach“, so Besoaín. „Wir haben Flüge gebucht und unsere Habseligkeiten in einen Container gepackt. Die Entscheidung fiel innerhalb einer Woche.“

 

Onlinehandel mit chilenischem Wein

Im Gepäck hatten sie auch ihre Weine. Während der Pandemie setzte Alexandra Besoaín einen Onlineshop auf. „Ich hatte große Lust auf das Projekt, wollte mir etwas Eigenes aufbauen“, schildert die Netphenerin. „Es gibt noch so viel zu tun, aber ich bin total begeistert von den Möglichkeiten.“

Während ihr Ehemann zwischen Chile und Deutschland pendelt, sucht die 45-Jährige Kontakt zu regionalen Weinhändlern und Gastronomen, um die Bekanntheit der Besoaín-Weine zu steigern.

In Chile baute Familie Besoaín im Maipotal eine Weinproduktion auf. Nach elf Jahren kehrten sie während des chilenischen Corona-Lockdowns zurück ins Siegerland.

© Quelle: privat

„Unsere Kinder sind mittlerweile zehn und 14 Jahre alt. Sie haben in Chile eine deutsche Schule besucht, der Wechsel war relativ unkompliziert“, erklärt Besoaín. „Mittlerweile sind die beiden im Siegerland angekommen und haben sich einen neuen Freundeskreis aufgebaut.“

Auch die 45-Jährige musste sich neu an die alte Heimat gewöhnen. „Der Alltag ist hier viel strukturierter. Man plant Wochen im Voraus. In Chile passiert vieles ganz spontan.“ Großer Pluspunkt sei aber definitiv die Nähe zur Familie gewesen. „Meine Eltern leben in Netphen, meine Geschwister in Kreuztal und Osnabrück. Sie wieder regelmäßig sehen zu können, ist ein schönes Gefühl.“

 

Finale Entscheidung für oder gegen Chile steht noch aus

Ob die Besoaíns langfristig in Deutschland bleiben oder ihren Lebensmittelpunkt doch zurück nach Chile verlagern, bleibt abzuwarten. „Das Leben verläuft nicht immer in geordneten Bahnen und das ist auch gut so. Wir befinden uns aktuell in einer Art Schwebezustand, die uns viel Raum für Kreativität gibt“, so die zweifache Mutter. „Ich würde es nicht anders haben wollen und bin gespannt, welche Chancen sich in den kommenden Monaten ergeben.“

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